Samstag, 3. Mai 2014

"Der Traum vom eigenen Café" - Alexandra Pieper


Es ist endlich wieder soweit - heute gibt es einen neuen Post für die Rubrik "Du". Ich hatte das große Glück und durfte die Inhaberin eines Cafés interviewen. Lest nun die tolle und einzigartige Geschichte von Alex Pieper, die sich ihren Traum vom eigenen Café erfüllt hat. Im Interview erzählt sie ihren Weg von der Ideenfindung bis hin zu ihrem Arbeitsalltag.


      Hi Alex, möchtest du vielleicht ein paar Worte zu deiner Person und zum Café selbst sagen,
      damit die Leserinnen und Leser auch wissen mit wem sie zu tun haben und um welches Café
      es sich handelt? J

Mein Name ist Alexandra Pieper, ich bin 39 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meiner 8-jährigen Tochter, Hund und Katzen in Kirchentellinsfurt, Kreis Tübingen. Von Beruf bin ich Hotelfachfrau, diesen Job habe ich allerdings nur kurze Zeit in München ausgeübt bevor ich für 12 Jahre in die Luftfrachtbranche gewechselt habe (klingt langweilig, war aber ein toller Job und mit vielen Reisen verbunden!)
Was zeichnet dich und dein Café denn aus? Heutzutage ist es ja äußerst wichtig sich von der Konkurrenz abzuheben, vor allem in der Gastronomie.

Ich kann ehrlich gesagt selbst nicht so gut beurteilen, was mein Café auszeichnet - da müsstest Du die Gäste fragen :) Tatsache ist, dass viele Leute am Anfang skeptisch waren und sich sicher waren, dass das Café ein Flop wird. Ich hatte von Anfang an geplant nur 4 ganze und einen halben Tag pro Woche geöffnet zu haben, damit ich genug Zeit für meine Familie habe, außerdem ist täglich um 18 Uhr Schluss, eben auch familientauglich. Trotzdem war mein Plan, das Café gemütlich und schön zu gestalten, wie ein Wohnzimmer in dem jeder sich wohlfühlt, um die Leute in einem kleinen Ort dazu zu bringen, sich auch mal am Morgen oder am Nachmittag eine kleine Pause zu gönnen und sich in einem Café verwöhnen zu lassen. Mein Team und ich haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft unsere Speisen auf komplette Eigenproduktion umzustellen, d.h. wir backen und kochen alles selbst, vom Frühstücksbrötchen bis zur Marmelade, Kuchen, Mittagessen, Kekse, Blütensirup etc. Das kommt gut an und wir sind sehr stolz darauf!


  
         Wie und wann bist du denn auf die Idee gekommen, ein Café zu eröffnen?

      Ich wollte schon immer ein Café haben, daher auch die Hotelfach Ausbildung. Allerdings hat mir immer das Geld dazu gefehlt, bzw. ich wollte gut verdienen. Das habe ich jetzt einige Jahre gemacht und Geld gespart, und dann stand dem Traum nichts mehr im Wege. Reich wird man als Klein-Gastronom leider nicht, daher braucht man schon eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit.
Als meine Tochter vor 2 Jahren zur Schule kam, wollte ich gerne meine Arbeitszeit so umstellen, dass ich vormittags in der Nähe der Schule arbeite und nachmittags frei nehmen kann, wenn sie nach Hause kommt. Da ist die Selbstständigkeit optimal, ich teile mir meine Zeit selbst ein. Ein weiterer Pluspunkt für mich und mein Café!
       Wie lange hat die Planung und Umsetzung von dem Projekt „K’ffehaus“  letztendlich gedauert? Wann konntest du das Café eröffnen?

     Die Planung.... 2 Jahre träumen und sporadisch Immobilien checken, schließlich ein 400 Jahre altes Haus kaufen und die Sanierung überwachen. Für die konkrete Planung des Cafés während der Umbauphase des Hauses habe ich mir ein ganzes Jahr frei genommen, das war auch nötig. Behördengänge, Café-Besichtigungen im ganzen In- und Ausland, Kaffeemaschinen testen, Möbel aussuchen, Tapeten, Böden,... Ich wollte und konnte mir keinen Innenarchitekten leisten, das bedeutete mehr Zeitaufwand aber auch eine tiefe Befriedigung, wenn man sieht was man alleine alles schafft!

  
         
      
Was war in der Gründungsphase besonders mühsam?

     Ich fand eigentlich nichts richtig mühsam, Behördengänge sind aufwendig aber eben notwendig. Der Umbau des Hauses war spannend und nervenaufreibend, zwischendurch Stand das Haus auf Stelzen!

       Du hast ja soeben auch die Behördengänge erwähnt - welche Genehmigungen braucht man denn und war das mit großen Problemen verbunden? Behörden haben ja bei den meisten Menschen nicht den besten Ruf

Also ich hatte mit dem hiesigen Rathaus und auch mit dem Landratsamt Tübingen sehr großes Glück. Man kann mit den Leuten reden, mir sind immer alle entgegen gekommen, Kompromisse muss man leider immer schließen. Die Brandschutzverordnungen und das Café barrierefrei zu bauen war das Schwierigste und Kostenintensivste. Alles andere war Routine. Einen Kurs für Neugründer an der IHK, Ausschankgenehmigung, Konzession, Lebensmittelüberwachung etc. lief alles super. Ich komme vom Fach, das ist definitiv von Vorteil bei den Behörden. Das finde ich auch logisch, schließlich ist die Gastronomie ein Beruf wie jeder andere, bei dem man eine Fachausbildung haben sollte (haben allerdings die wenigsten...).


Nach welchen Kriterien hast du den Standort für dein Café ausgesucht?

      Ich wollte keine weiten Weg zur Arbeit und die Möglichkeit, jederzeit mein Kind von der Schule zu holen oder mit Ihr nach Hause zu gehen (unser Haus ist 100 m Luftlinie vom Café entfernt!). Kirchentellinsfurt ist keine Stadt, jedoch eine Gemeinde mit fast 6000 Einwohnern und seeeeehr wenig Gastronomie, es war also einen Versuch wert! Du glaubst nicht, wieviele Leute mich für komplett bescheuert hielten, als ich ihnen von meiner Idee erzählt habe :-)

         Stemmst du die ganze Arbeit alleine oder bekommst du da Unterstützung von Außen?

    Da mir sehr viele Leute prophezeit hatten, dass ein Café in Kirchentellinsfurt niemals laufen würde, hatte ich in meinem Businessplan zu Beginn nur mich und eine Aushilfskraft eingerechnet, und auch einen entsprechend niedrigen Tagesumsatz kalkuliert. Die erst Woche nach der Eröffnung wurden meine Mutter (die ich von Anfang an eingestellt hatte, sie kocht und bäckt und unterstützt mich) und ich jedoch völlig von einem Ansturm von Gästen überrollt, und ich weiß noch, dass ich jeden Abend fast geheult habe und dachte das schaffe ich niemals. Also habe ich sofort mehr Personal rekrutiert und eingelernt, und ich hatte großes Glück, denn bei mir arbeiten lauter tolle Frauen! Aktuell sind wir zu sechst, nicht immer alle auf einmal, aber an manchen Tagen sind wir schon mindestens zu Dritt, anders wäre es nicht zu schaffen. Außerdem unterstützt meine ganze Familie mich toll!

         Wie sieht bei dir ein normaler Arbeitstag aus?

     Ich gehe um 8.30 Uhr ins Café, und backe frische Brötchen. Dann öffne ich um 9.30 Uhr und serviere vormittags Frühstück. In der Küche kocht eine meiner Mitarbeiterinnen oder ich derweil das Mittagessen, wir haben meist 20-25 Gäste zum Mittagstisch. An manchen Tagen habe ich nachmittags frei. An Anderen arbeite ich bis 18 Uhr, aufräumen und nach Hause gehen. Dort muss ich im Laufe des abends noch ca. 10-15 min. für Buchhaltung, Kasse machen und Bestellungen für den kommenden Tag einplanen. Das ist mein Tag!

  
          Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du etwa?

      Das ist verschieden. Im Café bin ich ca. 35 Stunden pro Woche. Zuhause arbeite ich sicher auch noch 2-3 Stunden jede Woche. Wenn Veranstaltungen anstehen kann es schon mal sein, dass ich eine 50-60 Stunden Woche habe aber das ist eher selten. Dafür habe ich aber auch mindestens 10 Wochen pro Jahr geschlossen und somit Urlaub.
         Was genießt du am meisten an deinem Job?

     Mein eigener Chef zu sein! Außerdem mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen und in einem tollen Team zu arbeiten. Man erlebt jeden Tag die tollsten Sachen, nette und witzige Gespräche und schöne Begegnungen. Manche Stammgäste sind inzwischen richtige Freunde und kennen sich auch untereinander, weil sie sich immer wieder im Café sehen. Ich habe vor 2 Jahren Schwangere im Café gehabt, deren Kinder jetzt schon Eis essen und mit am Tisch sitzen, die Gäste wachsen also auch mit :-)
        Natürlich ist nicht alles immer perfekt, bei jedem Job gibt es Dinge die nicht so toll sind – was nervt dich denn am meisten an deiner Arbeit?

    Schwierig war und ist, dass man eine Person des öffentlichen Lebens ist, das ist gewöhnungsbedürftig. Neidische Lästermäuler gibt es immer, und als ich das erst mal über Umwege davon erfuhr war ich betroffen. Inzwischen weiß ich, es gibt Leute die sagen ich bin eine schlechte Mutter weil ich viel arbeite, andere Leute wiederum sagen ich bin eine schlechte Geschäftsfrau weil mein Café in den Ferien (wegen meiner Familie) oft geschlossen hat. 
Außerdem muss man die Handvoll Gäste, die jeden Monat schon schlecht gelaunt kommen und dann mein Personal anschnauzen einfach ausblenden, sie sind in der absoluten Minderheit und somit nicht beachtenswert. Ich hoffe ich kann das meinen Mitarbeitern auch so vermitteln, damit sie sich davon nicht die Lust am Job verderben lassen.



           Bist du zufrieden wie sich dein Café bisher entwickelt hat?

       Ich bin absolut zufrieden und es übersteigt meine kühnsten Träume!

      Wenn du die Zeit zurück drehen könntest, hättest du dich nochmals dafür entschieden ein Café zu eröffnen? Was hättest du vielleicht anders gemacht?

      Ich würde alles nochmal so machen. "Je ne regrette rien" um es mit Edit Piafs Worten zu sagen :-)
          Zum Abschluss hätte ich noch eine kleine Frage an dich - Und zwar wo genau siehst du dich denn in 10 Jahren?

Ich hoffe ich bin bis dahin noch gesund genug um mein Leben zu genießen, ebenso meine Familie. In 10 Jahren darf dann den Traum vom eigenen Café ein Anderer leben.



 Vielleich fragt ihr euch nun wie ich auf dieses kleine Café aufmerksam geworden bin? Ich arbeite ja neben meinem Studium bei der Firma Bosch und meine Arbeitskollegin, die selbst in Kirchentellinsfurt wohnt hatte sehr oft von diesem Café erzählt. Da dachte ich mir, dass es doch eine tolle neue Idee für ein "Du"-Post wäre. Ich nahm mit Alex über Facebook Kontakt auf und fragte sie ob ich ein Interview mit ihr führen dürfte. Als ihre Zusage kam freute ich mich natürlich riesig. Ich überlegte mir vorab die Fragen und schickte sie Alex zu und sie konnte die Fragen in aller Ruhe beantworten. Gestern war ich dann persönlich im K'ffehaus um mir alles näher anzuschauen und natürlich um Alex persönlich kennenzulernen. Ich kann euch sagen, solltet ihr aus der Umgebung Stuttgart/Tübingen kommen lohnt sich ein Besuch bei ihr auf jeden Fall. Alex ist eine so sympathische Frau und ihr Kuchen ist einfach grandios :o) Ich habe eine Schokoladentarte gegessen. Wie ihr auf den Bildern ja sehen könnt, ist alles sehr nostalgisch eingerichtet und ich liebe das ja so sehr :o) Das Konzept vom gemütlichen Wohnzimmer hat Alex sehr gut umgesetzt! Es ist wirklich super schnuckelig und man fühl sich direkt wohl.
An dieser Stelle möchte ich ein riesen Dankeschön an Alex aussprechen. Sie hat sich wirklich viel Zeit bei der Beantwortung der Fragen genommen und ich hoffe euch hat dieser Post genauso gut gefallen wie mir ihn zu schreiben :o)

Ich wünsch euch allen noch ein schönes Wochenende!

Eure Janine

4 Kommentare:

  1. Hallo
    Das Café schaut wirklich unglaublich süß aus, ich liebe den Einrichtungsstil und es als gemütliches Wohnzimmer zu beschreiben, trifft wirklich super zu!!
    Dein Fragen, sind echt toll und die Antworten dazu sin super schön.
    Ich denke mal, wenn in nächster Zeit Stuttgart auf meiner Besichtigungstour liegt, werde ich diesem süßen Café einen kleine Besuch abstatten ;)
    <3 ganz lieb Grüße
    Luisa

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    1. Es ist wirklich super schön :o) Melde dich wenn du in der Nähe bist und dann gehen wir gemeinsam hin :o)
      Liebe Grüße
      Janine <3

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  2. Was für ein schönes Interview. Es war sehr spannend zu lesen und das Cafe sieht so schön gemütlich aus aus. Ich wohne leider zu weit weg um es selber zu besuchen!
    Liebe Grüsse,
    Krisi

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